Hundeschule Rotter

Giftige Lebensmittel für Hunde 

Nicht alle Lebensmittel, die wir Menschen gut vertragen, sind auch für den Hund geeignet. Unterschiede im Stoffwechsel sind der Grund, warum für den Menschen bekömmliche Speisen beim Hund starke Vergiftungen hervorrufen können. Doch welche Lebensmittel sind denn nun bedenklich? Manches wird dem Hund gut gemeint gefüttert, manches wird einfach unerlaubt „entwendet“: Schnell hat der Hund etwas gefressen, das eigentlich nicht auf seinen Speiseplan gehört.

In allen Fällen gilt: Die Dosis macht das Gift! Viele leichtere Vergiftungen steckt ein gesunder Hund locker weg, und nach 1-2 Tagen Durchfall oder Erbrechen ist alles überstanden. Andere Wirkstoffe oder Wirkmengen hingegen richten wesentlich mehr Schaden im Hundekörper an und bedürfen unbedingt tiermedizinischer (Notfall-)Behandlung.

In welchem Umfang eine Substanz einem Hund Schaden zufügen kann, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Im Fokus steht das natürliche toxische Potential des Wirkstoffes. Aber auch die Menge des aufgenommenen Stoffes in Relation zum Körpergewicht des Hundes zählt. So reagiert der Körper eines Chihuahuas selbstverständlich massiver auf das Verspeisen einer Tafel Blockschokolade als der Körper einer Dogge. Außerdem spielt die aktuelle gesundheitliche Verfassung des Hundes eine große Rolle. Geschwächte oder kranke Hunde, aber auch besonders junge oder besonders alte Hunde sind wie immer gefährdeter. Zu unterscheiden sind auch akute von chronischen Vergiftungen: Über welchen Zeitraum hat das Tier immer wieder die Substanz zu sich genommen? Bei chronischen Vergiftungen geht es vorrangig um die Einlagerung des Giftes in den Organen und deren mögliche irreversible Schädigung. Logischerweise sind solche langfristigen Schäden eines Stoffes auf einen Organismus schlechter erforscht als kurzfristige Auswirkungen. Die allgemeine „Kurzlebigkeit“ von Hunden im Vergleich zum Menschen spielt uns hierbei in die Hände: Über ausufernde Spätschäden muss der Hundebesitzer sich immerhin keine Sorgen machen.

Zu guter Letzt kann man noch erwähnen, dass die wissenschaftliche Abgrenzung zwischen Giftstoff und Schadstoff sehr schwammig ist. Ob ein Lebensmittel also „sehr giftig“, „giftig“ oder nur „gesundheitsschädlich“ ist, ist also nicht immer genau zu definieren. Manche Lebensmittel sind womöglich aber auch nur „ungesund“ oder einfach „nicht gesund“.

Bekannte Giftstoffe in Lebensmitteln sind beispielsweise Theobromin (Kakao) oder Blausäure (Mandeln, Obstkerne). Zu den Schadstoffen zählt man unter anderem die Lektine in rohen Bohnen oder das Solanin in grünen gekeimten Kartoffeln und unreifen Tomaten.

Im Folgenden stellen wir elf der wichtigsten Lebensmittel zusammen, die euer Hund auf gar keinen Fall oder mindestens einmal „besser nicht“ zu sich nehmen sollte.


Schokolade und andere kakaohaltige Produkte

Wirkstoff: Theobromin (im Kakao)
Dosis: tödlich 100 mg Theobromin/kg KGW beim Hund
Symptome: Erbrechen, Durchfall, häufiger Urinabsatz, Unruhe, Hecheln, Bluthochdruck, gesteigerte Atemfrequenz, gesteigerte Herzfrequenz, Muskelzittern, Krampfanfälle, Ataxie, Schwäche, bis hin zu Tod durch Herzstillstand oder Atemstillstand.

Eine Theobromin-Vergiftung ist meist die Folge von Schokoladenverzehr. Der Wirkstoff ist ein Alkaloid und kommt ganz natürlich in der Kakaobohne vor. Theobromin wirkt auf den Menschen ähnlich wie Koffein, in größeren Mengen anregend oder stimmungsaufhellend. Hunde können es allerdings nicht aufspalten und verwerten.

Die höchste Konzentration von Theobromin im Blut ist etwa 2-4 Stunden nach Verzehr erreicht. Häufig erbrechen die Hunde aber zügig „von selbst“, nachdem sie größere Mengen Schokolade zu sich genommen haben.

Der Schweregrad der Vergiftung hängt neben der gefressenen Menge Schokolade ganz stark vom jeweiligen Kakaoanteil ab. Die meisten Schokoladen sind eine Mischung aus Kakaobutter, Kakaopulver, Zucker, Lecithin, Milchpulver/Molkepulver und Aromen. Der jeweilige Kakaoanteil schwankt dabei sehr, von 0% bis 90% Kakao ist alles dabei. Zartbitter- oder Blockschokolade sind demnach gefährlicher als Vollmilchschokolade oder Schoko-Riegel mit niedrigem Kakaogehalt (Snickers, Mars, Kinderriegel, usw.). Weiße Schokolade ist einfach nur nicht gesund, aber nicht giftig – sie enthält kaum Kakao und somit so gut wie kein Theobromin. Eine grobe Übersicht haben wir zusammengestellt:

Weiße Schokolade - nahezu 0 mg Theobromin/g - 1 Tafel: max. 1 mg Theobromin
Kakaogetränkepulver - 20-30 mg Theobromin/g - 1 Tasse Kakao max. 25 mg Theo.
Vollmilchschokolade - 1,5-2,5 mg Theobromin/g - 1 Tafel: 250 mg Theobromin
Zartbitterschokolade - 5-8 mg Theobromin/g - Tafel: 750 mg Theobromin
Bitterschokolade - 14-26 mg Theobromin/g - 1 Tafel: 2.000 mg Theobromin

Dabei gilt: 1 Tafel Schokolade bemisst in der Norm 100 Gramm. Ebenso viel wiegt ein mittelgroßer Schoko-Osterhase oder ein mittelgroßer Schoko-Weihnachtsmann (meistens Vollmilchschokolade).

Nun gibt es natürlich unterschiedliche Schweregrade der Schokoladen-Vergiftung, von dem harmlosen Bauchschmerz bis zum Tod durch Herzversagen. Die Theobromin-Vergiftung beim Hund ist bereits ausgiebig erforscht worden und man orientiert sich an folgenden groben Richtwerten:
- bis 12 mg Theobromin/kg KGW gut verträglich, keinerlei Beschwerden
- ab 20 mg Theobromin/kg KGW leichte Vergiftung (Erbrechen, Durchfall)
- ab 40 mg Theobromin/kg KGW außerdem Kreislaufstörungen
- ab 60 mg Theobromin/kg KGW außerdem Störungen des ZNS, Bewusstseinsstörungen
- ab 100 mg Theobromin/kg KGW Tod

Möchte ich also wissen, wie viel Schokolade für meinen Hund tödlich oder mindestens einmal bedenklich ist, muss ich...
1. den Kakaoanteil des jeweiligen Schokoladen-Produkts bedenken 
2. den entsprechenden Theobromin-Gehalt ausrechnen
3. die eingenommene Dosis nun in Relation zum Körpergewicht meines Hundes setzen und nun
4. anhand der „Vergiftungsgrad-Skala“ eine (trotzdem nur grob geschätzte) maximale Dosis festlegen.


Für folgende bekannte Hunderassen haben wir ein paar Richtwerte ausgerechnet:
- Chihuahua (2 kg) vergiftet sich tödlich ab 200 mg Theobromin (1 Tafel Vollmilchschokolade)
- Dackel (8 kg) vergiftet sich tödlich ab 800 mg Theobromin (1 Tafel Zartbitterschokolade)
- Schäferhund, Labrador Retriever (30 kg) vergiftet sich tödlich ab 3.000 mg Theobromin (3 Tafeln Bitterschokolade)
- Ridgeback, Golden Retriever (35 kg) vergiftet sich tödlich ab 3.500 mg Theobromin (6 Tafeln Zartbitterschokolade)
- Dogge (80 kg) vergiftet sich tödlich ab 8.000 mg Theobromin (32 Schoko-Osterhasen)

Besonders häufig fressen Hunde übrigens Vollmilchschokolade – hiervon braucht es aber wie gezeigt mehrere Tafeln, um den meisten Hunden überhaupt zu schaden. Also nicht direkt die Nerven verlieren, wenn der Hund an der Schoko-Schachtel genascht hat: Hund beobachten, kurz die möglicherweise eingenommene Dosis überschlagen und anschließend ggf. den Tierarzt anrufen.

Im Falle einer akuten Theobromin-Vergiftung wird in der Regel zeitnah Erbrechen herbeigeführt, wenn der Hund sich noch nicht von alleine erbrochen hat. Die weitere Behandlung hängt vom Schweregrad der Vergiftung ab.


Kaffee

Wirkstoff: Coffein (Koffein, Tein, Thein, Methyltheobromin)
Dosis: geringste tödliche Dosis 110 mg/kg KGW beim Hund
Symptome: Unruhe, Hecheln, Muskelzittern, Krämpfe, Fieber, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Atemstörungen, Tod

Sowohl Coffein als auch Theobromin zählen zur Gruppe der Methylxanthine und sind sich in vielen chemischen Eigenschaften ähnlich. Die Symptome einer Koffein-Vergiftung sind dieselben einer Theobromin-Vergiftung (Schokolade). Zu ersten Symptomen der Vergiftung kommt es bereits innerhalb von 2-4 Stunden nach Aufnahme. Beide Wirkstoffe werden über den Magen-Darm-Trakt resorbiert und haben Einfluss auf Herztätigkeit und Bronchialmuskulatur. In kleinen Dosierungen anregend, in höheren Dosierungen wirken sie sich schädlich auf das Herz-Kreislauf-System aus. Koffein steigert den Blutdruck, verengt die Blutgefäße und senkt die Reizschwelle der Nerven im Gehirn. Bei chronischer Coffein-Aufnahme (über mehrere Tage) kann es zum Herzversagen kommen.

Koffein ist nicht nur in Kaffee und Cola enthalten, sondern auch in grünem Tee, schwarzen Tee und in vielen Energy-Drinks. Die Coffein-Gehalte der einzelnen Getränke schwanken natürlich.

1 Tasse Espresso (30 ml) ca. 40 mg Coffein
1 Glas Colagetränk (200 ml) ca. 20-50 mg Coffein
1 Tasse Schwarztee (150 ml) ca. 20-100 mg Coffein
1 Tasse Filterkaffee (150 ml) ca. 30-150 mg Coffein

Wie bei allen anderen Vergiftungen auch, lässt sich die Coffein-Vergiftung grob in unterschiedliche Schweregrade einteilen:
- ab 20 mg Coffein/kg KGW milde-moderate Symptome
- ab 60 mg Coffein/kg KGW kritische-lebensbedrohliche Symptome
- ab 110 mg Coffein/kg KGW minimale tödliche Dosis
- ab 140 mg Coffein/kg KGW stirbt die Hälfte aller betroffenen Hunde

Umgerechnet auf die Körpermasse einiger gängiger Haushunderassen bedeutet das:
- Chihuahua (2 kg) vergiftet sich tödlich ab 220 mg Coffein (2 Tassen Filterkaffee)
- Dackel (8 kg) vergiftet sich tödlich ab 880 mg Coffein (9 Tassen Schwarztee)
- Schäferhund, Labrador Retriever (30 kg) vergiftet sich tödlich ab 3.300 mg Coffein (83 Tassen Espresso)
- Ridgeback, Golden Retriever (35 kg) vergiftet sich tödlich ab 3.850 mg Coffein (130 Gläser Cola)
- Dogge (80 kg) vergiftet sich tödlich ab 8.800 mg Coffein (60 Tassen Filterkaffee)

In Anbetracht der erforderlichen Mengen Coffein, die es braucht, um einen Hund lebensbedrohlich zu schädigen, könnt ihr vielleicht wieder entspannen. Ein mittelgroßer Hund müsste wirklich großen Kaffeedurst verspüren – und komplette Eimer Cola stehen den meisten Hunden auch nicht zur Verfügung. Es handelt sich um eine eher seltene Vergiftung.


Zwiebeln, Knoblauch und andere Zwiebelgewächse

Wirkstoff: verschiedene Schwefelverbindungen (Propyl-Disulfid, Allyl-Propyl-Disulfid)
Dosis: giftig für den Hund ab 5-10 g rohe Zwiebel/kg KGW
Symptome: Erbrechen, Durchfall, Schwäche, blasse Schleimhäute, beschleunigte Atmung + Herzschlag, schwacher Puls

Zwiebelgewächse enthalten Schwefelverbindungen, die beim Hund die roten Blutkörperchen zerstören (= Hämolyse) und zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut (= Anämie) führen können. Die Vergiftung beginnt meist mit Erbrechen und Durchfall. Nach 1-3 Tagen folgen dann die Symptome der Blutarmut mit Schwäche, Blässe, Kreislaufversagen. Wird die Zwiebelfütterung rechtzeitig eingestellt, so tritt eine Erholung in der Regel innerhalb einer Woche ein. Insgesamt braucht der Organismus allerdings 120 Tage, um das Blut neu zu bilden – in schweren Fällen dauert die Regeneration also deutlich länger.

Zu den Zwiebelgewächsen zählen neben Zwiebeln und Knoblauch auch Schnittlauch und Bärlauch. Der Giftgehalt in Zwiebeln ist etwas höher als der in Knoblauch. Und leider bleibt die schädliche Wirkung von Zwiebelgewächsen in allen Darreichungsformen erhalten – also sowohl frisch als auch gekocht, gebraten, gedünstet, getrocknet oder pulverisiert.


Avocado

Wirkstoff: Persin (in allen Teilen der Pflanzen)
Dosis: unbekannt
Symptome: ggf. Magen-Darm-Symptome, nicht sicher erwiesen: Atemnot, Husten, erhöhte Herzfrequenz, Bauchwassersucht, Husten, Unruhe, bis hin zu massiven Herzmuskelschäden, Herzversagen, Tod.

Der Wirkstoff Persin ist in seiner Wirkung auf den Hund bislang noch nicht umfassend erforscht. Fest steht, dass Persin für den Menschen vollkommen harmlos ist, während es z.B. für Vögel, Rinder und Pferde gefährlich werden kann. Bei diesen Tierarten verursacht die Aufnahme von Persin Atemnot, Husten, Schwäche, Ödeme bis hin zu Herzversagen und Tod. Im Fokus stehen irreparable Schädigungen der Herzmuskulatur. Die genauen Wirkungsmechanismen sind noch nicht bekannt. Beim Hund sind bis dato nur leichte Magen-Darm-Symptome nach übermäßigem Verzehr festgestellt worden – schuld daran kann aber auch der hohe Fettgehalt der Avocado-Frucht sein.

Außerdem sollte man beachten, dass im Fruchtfleisch selber kaum Persin enthalten ist - es findet sich nämlich vor allem in den Blättern, in der Borke und im Fruchtkern der Avocado-Pflanze. Es herrscht also Uneinigkeit unter den Toxikologen, ob Avocados nun giftig sind für Hunde oder nicht. In den USA gibt es sogar ein Hundefutter, das Avocado enthalten soll – es soll für glänzendes Fell und gesunde Krallen sorgen. Auf der sicheren Seite seid ihr jedenfalls, wenn ihr die Avocado einfach aus dem Speiseplan eurer Hunde streicht. Alternativen gibt es ja genug!


Weintrauben und Rosinen

Wirkstoff: noch nicht bekannt – Oxalsäure wird gebildet
Dosis: beim Hund toxisch ab 10-30 g Weintrauben/kg KGW oder 2,6 g Rosinen/kg KGW
Symptome: Durchfall, Erbrechen, Magenkrämpfe, Lethargie, bis zu akutem Nierenversagen, Tod

Der genaue Wirkmechanismus dahinter sowie die verantwortlichen Inhaltsstoffe sind noch nicht bekannt. Sicher erwiesen ist aber, dass die Oxalsäure in Weintrauben den Kalzium-Gehalt im Blut massiv erhöht – dies scheint die Ursache für das gefürchtete Nierenversagen zu sein. Aber auch anderen Hypothesen wird nachgegangen. Außerdem weiß man, dass nicht alle Hunde gleichermaßen anfällig auf die Inhaltsstoffe der Weintraube reagieren, und der Schweregrad der Vergiftung nicht alleine von der Dosis abhängt. Manche Hunde fressen sogar über Jahre hinweg regelmäßig Weintrauben ohne offensichtliche negative Auswirkungen, während andere Hunde nachweislich und sogar im Rahmen von Studien daran verendet sind. Da der genaue Mechanismus noch nicht erforscht ist, lässt sich über genetisch fixierte Faktoren oder Rasse-Dispositionen nur mutmaßen. Rosinen enthalten als getrocknete Weintrauben die giftigen Stoffe in konzentrierter Form, und sind demnach also noch vorsichtiger zu genießen.


Nüsse

a) Walnuss

Wirkstoff: Schimmelpilze unter der Fruchtschale bilden das Nervengift Roquefortin C; Gerbsäure
Dosis: unbekannt
Symptome: Erbrechen, Zittern, Krämpfe, epileptiforme Anfälle

Walnüsse sind für Hunde stark giftig, falls sie toxinbildende Schimmelpilze unter der Schale beherbergen. Die gebildeten Nervengifte führen zu Krämpfen und Anfällen. Die Giftstoffe können sich in der Fruchtschale, aber auch in der Nuss selber befinden. Frische und unreife Fruchtschalen enthalten außerdem Gerbsäure, welche Magen-Darm-Beschwerden verursachen kann.

b) Macadamia-Nuss

Wirkstoff: unbekannt
Dosis: vermutlich 1-60 g Macadamia-Nuss/kg KGW
Symptome: Durchfall, Erbrechen, Fieber, Schwäche, Muskelzittern, Lähmungen, Ataxie

Merkwürdigerweise reagieren in der Hauptsache Hunde auf die Macadamia-Nuss, die meisten Tierarten vertragen diese Nuss gut. Die Latenz beträgt meist weniger als 12 Stunden, dann setzen die Symptome ein mit Erbrechen, Schwäche, Fieber, etc. Es wird eine spontane und vollständige Erholung innerhalb von 24-48 Stunden nach Giftaufnahme beschrieben. Behandelt wird symptomatisch, ein spezifisches Gegenmittel gibt es nicht.

c) Muskatnuss

Wirkstoff: Elemicin, Myristicin, Safrol (alles drei Halluzinogene)
Dosis: unbekannt
Symptome: Übelkeit, Schwäche, Muskelzittern, Orientierungslosigkeit, Krämpfe, Tod

Muskatnüsse gehören besser nicht in den Hundenapf. Sie enthalten Halluzinogene, die auch beim Hund Rauschzustände erzeugen können. Die kritische Dosis ist nicht belegt, aber man sollte es vielleicht nicht drauf ankommen lassen.

d) Nüsse im Allgemeinen

Bedenklicher Inhaltsstoff: Phosphor
Symptome: Blasensteine, Störungen des Knochenstoffwechsels

Viele B.A.R.F.-Fans unter den Hundehaltern schwören auf die gesunden Effekte von Nüssen. Nüsse liefern wertvolle Fette, viel Eiweiß und wichtige Ballaststoffe. Allerdings enthalten Nüsse auch sehr viel Phosphor, was bei regelmäßigem und massigem Verzehr zu Blasensteinen oder einem gestörten Knochenstoffwechsel führen kann. Also besser vorsichtig füttern und im Zweifelsfall lieber einen fachkundigen Tierarzt zu Rate ziehen.


Steinfrüchte wie Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen, Pflaumen, Bittermandeln

Wirkstoff: Blausäure (auch Zyankali)
Giftige Dosis: bei Kleintieren liegt die minimale tödliche Dosis bei 2 mg/kg KGW
Symptome: Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Krämpfe, Atemnot, Atemstillstand, Tod.

In den „Kernen“ bzw. den Steinen aller Steinobstgewächse sind Cyanverbindungen enthalten, die giftig für Tiere und Menschen sind. Die Cyanverbindungen wandeln sich zur Blausäure: Diese ist ätzend und greift im ersten Schritt die inneren Schleimhäute des Tieres an. Weiterhin blockiert die Blausäure die Zellatmung, Zellen sterben ab in Folge von Sauerstoffmangel und der Hund „erstickt innerlich“.

Trotz allem kommen die Cyanverbindungen in Obstkernen nur in sehr geringen Menge vor, sodass ein mittelgroßer Hund schon mehrere Kilogramm Steinobst fressen müsste, bevor es zur Vergiftung kommt. Und natürlich müssen alle diese Kerne erst einmal geöffnet und dann auch noch gefressen werden – was tatsächlich eher selten vorkommt.


Rohe Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Erbsen

Wirkstoff: Phasin
Giftige Dosis: unbekannt (erst in sehr großen Mengen tödlich)
Symptome: Bauchkrämpfe, Erbrechen, Durchfall, auch Appetitlosigkeit, bis zu Kolik, Fieber, Kollaps, Leber-, Milzschwellung

Phasin ist ein Lektin (Protein), das Zucker bindet und so im Dünndarm die Biosynthese hemmt. Die Wirkung hängt stark von der Konstitution des Hundes ab und soll auch erst in sehr großen Mengen tödlich sein. Trotzdem empfiehlt es sich, Hülsenfrüchte zu kochen, bevor sie in den Hundenapf wandern. Das Protein Phasin wird nämlich durchs Kochen zerstört (etwa 15-20 Minuten bei 100°C). Die enthaltenen Kohlenhydrate können ebenfalls erst nach dem Kochen aufgeschlossen werden. Auch für den Menschen sind rohe Bohnen übrigens ungenießbar.


Nachtschattengewächse wie Auberginen, Tomaten, Paprika, rohe Kartoffeln

Wirkstoff: Solanin (vor allem in den grünen Pflanzenteilen)
Giftige Dosis: unbekannt, abhängig von Konstitution des Hundes
Symptome: Durchfall, Erbrechen, Schleimhautreizungen, Krämpfe Atemlähmung

Besonders viel Solanin enthalten grüne Tomaten oder grüne Kartoffeln, und überhaupt die grünen oder keimenden Pflanzenteile von Nachtschattengewächsen. Reife Tomaten und reife Auberginen sind unbedenklich, genau wie geschälte und gekochte Kartoffeln. Nur Paprika sollte besser weder roh noch gekocht verfüttert werden.


Xylit (Süßstoff)

Wirkstoff: Xylit (auch Xylitol)
Giftige Dosis: nicht genau bekannt, ab 0,5 g/kg KGW schädlich, kritisch sind wohl 1,4-16 g/kg KGW
Symptome: Erbrechen, Apathie, Schwäche, Muskelzittern, Krampfanfälle, Koordinationsschwierigkeiten, bis zu Leberversagen, Tod

Xylit ist ein Süßungsmittel, das in vielen zuckerfreien Lebensmitteln wie Bonbons, Kaugummi, Zahnpasta oder Gebäck enthalten ist. Ein Stück Kaugummi enthält beispielsweise 0,3 g Xylit. Der Wirkstoff regt die Ausschüttung von körpereigenen Insulin an. In Folge senkt sich der Blutzuckerspiegel – bei Hunden kann das je nach aufgenommener Menge lebensbedrohlich werden. Etwa 30-60 Minuten nach Giftaufnahme kommt es in der Regel zum Erbrechen, die weitere Symptomatik bis hin zum Tod entwickelt sich innerhalb von weiteren 24-72 Stunden.

Die tiermedizinische Behandlung ist natürlich symptomatisch. Außerdem kann Erbrechen ausgelöst werden, Aktivkohle und Glukose-Infusionen kommen auch oft zum Einsatz.


Alkohol

Wirkstoff: Ethanol
Dosis: je nach Studie liegt die tödliche Dosis beim Hund erst bei 5,5 g/kg KGW, ab 3 g/kg erste Symptome
Symptome: starkes Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Koordinationsstörungen, Atemnot, Untertemperatur, Koma, Tod

Der Hundekörper kann Alkohol nur sehr langsam und auch nur unvollständig abbauen. Erste Symptome können bereits nach 30 Minuten auftreten. Hochprozentige alkoholische Getränke werden von den meisten Tieren gar nicht erst aufgenommen, verborgen in Pralinen oder süßen Cocktails kann das schon eher passieren. Durch Wechselwirkung mit dem Theobromin in Schokolade kann die Wirkung des Ethanols noch verstärkt werden.
Verschiedene Studien zur Wirkung von Alkohol auf den Hund widersprechen sich deutlich. Manchmal wird dem Hund eine viel geringere, manchmal eine wesentlich höhere Alkoholverträglichkeit als dem Menschen zugeschrieben. So oder so, Pfoten weg vom Alkohol!


Was tun im Notfall?

Bei einem Verdacht auf Vergiftung solltet ihr euren Hund schnellstmöglich in tierärztliche Behandlung begeben. Vorher sollte die Tierarztpraxis/Tierklinik telefonisch informiert werden: So kann man sich dort auf den möglichen Notfall schon einmal vorbereiten, sodass unverzüglich mit der Behandlung begonnen werden kann. Sollten noch Reste oder die Verpackung der verdächtigen Giftquelle auffindbar sein, bringt sie unbedingt mit zum Tierarzt! Angefressenes oder erbrochenes Material in einer Tüte oder einem Glas ebenfalls einpacken und mitnehmen. Je genauer der behandelnde Arzt weiß, um welchen Giftstoff in welcher Konzentration es sich handelt, desto effizienter kann eurem Hund geholfen werden.

Aus dem gleichen Grund solltet ihr euch auf dem Weg zum Tierarzt die wichtigsten Infos durch den Kopf gehen lassen:
- Welchen Giftstoff könnte der Hund aufgenommen haben?
- Wann oder wie häufig wurde der Stoff gefressen?
- Auf welchem Weg wurde das Gift aufgenommen – oral, inhaliert oder perkutan?
- Wieviel wurde etwa aufgenommen?
- Könnte statt einer Lebensmittel-Vergiftung auch eine andere Vergiftung vorliegen: Giftpflanzen, Insektizide, Medikamente?

Auf keinen Fall sollte der betroffene Hundehalter vorschnell handeln und pauschal Erbrechen herbeiführen oder Mittelchen verabreichen. Bei manchen Vergiftungen können gängige Maßnahmen nach hinten losgehen und die Symptomatik noch verschlimmern. Deswegen solltet ihr frühestens nach Anruf beim Tierarzt oder beim Gift-Notruf in das Geschehen eingreifen. So oder so sollte es im Notfall immer schnellstmöglich zum Tierarzt oder in die Tierklinik gehen. Hier führt der Tierarzt je nach Fall mittels Injektion das Erbrechen des Hundes herbei. Gegebenenfalls wird eine Magenspülung veranlasst. Je nach Wirkstoff verabreicht der Tierarzt auch Aktivkohle zur Absorption des Giftes oder Salzlösungen/Infusionen zum Verdünnung und „Herausspülen“ des Giftstoffes. Bei manchen Vergiftungen besteht ein spezifisches Antidot (Gegenmittel), das dem Hund gegeben werden kann. Außerdem wird ganz viel symptomatisch behandelt, damit der Kreislauf nicht zum Erliegen kommt. Es geht um das Stabilisieren des Herz-Kreislauf-Systems und der Atmung, die Körpertemperatur muss normalisiert werden, Krämpfe werden kontrolliert, Energie wird durch Infusionen zugeführt, usw.


Wen rufe ich an im Notfall?

Prinzipiell ist es schlau, direkt euren Haustierarzt anzurufen. Hier kann man euch telefonisch eine erste Hilfestellung geben:
Wie schnell ihr wohin müsst und was ihr in diesem Moment konkret tun sollt. Gegebenenfalls leitet man euch an die nächste beste Tierklinik weiter.

Bei selteneren und ungewöhnlichen Vergiftungen lässt sich auch der Tierarzt im Notfall bei einer Giftnotruf-Zentrale rückversichern, denn denen liegt immer eine aktuelle Giftdatenbank vor. Wer gerne vorsorgt, notiert sich einfach schon einmal die entsprechenden Telefonnummern.

GIFTNOTRUF-ZENTRALE NRW:
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn
Adenauerallee 119, 53113 Bonn
Tel. 0228-19240 und 0228-28733211

GIFTNOTRUF-ZENTRALE BERLIN:
Oranienburger Straße 185, 13437 Berlin
Tel. 030-19240 (Tag und Nacht)


Weiterführende Informationen

 

Clinitox.ch (Online-Datenbank)

Clinitox ist ein computergestütztes Informationssystem für die Pharmakotherapie und die klinische Toxikologie bei Tieren, das Tierärzten helfen soll, relevante Daten möglichst schnell und gezielt zu erhalten. Es handelt sich um ein Projekt des Instituts für Veterinärpharmakologie und –toxikologie in Zürich. Das Informationssystem umfasst jede Menge Datenbanken zu verschiedenen Themen wie Tierarzneimittel und Immunbiologika, Veterinärprodukte, Futtermittel und Zusatzstoffe, Arzneiwirkstoffe und Inhaltsstoffe therapeutischer Substanzen, Giftsubstanzen, Giftpflanzen und Vergiftungssysmptome bei Haus- und Nutztieren.


Ernährung des Hundes (Buchtipp)

Grundlagen – Fütterung – Diätik. Autoren: Helmut Meyer und Jürgen Zentek (Enke Verlag)
Das tiermedizinische Standardwerk zur Ernährung des Hundes.


Lehrbuch des Pharmakologie und Toxikologie (Buchtipp)

Fachbuch der Veterinärmedizin. Autor: Hans-Hasso Frey, Wolfgang Löscher (Enke Verlag)
Lehrbuch aus der Tiermedizin – für alle, die es ganz genau wissen wollen.